Jugendblasorchester kommt auf digitalem Kanal ins Haus
Wie ein Puzzle: Beliebter Klangkörper mischt Weihnachtsvideo zusammen / Musiker tragen schwer an der Absage vieler Konzerte
Grimma. Schnee rieselt rund um die Grimmaer Frauenkirche herab, über dem Portal des Gotteshauses leuchtet ein Herrnhuter Stern, drei Bläser erheben den Ton zu „Tausend Sterne sind ein Dom“. Wie schon zu Ostern, als der Frühjahrs-Lockdown Auftritte und Proben verhinderte, möchte das Jugendblasorchester Grimma auch in diesen Tagen mit einem Video sein Publikum erwärmen.
Mit einem Video zur Weihnacht, das acht Musiker in ihren heimischen Wänden einspielten. JBO-Tontechniker André Rahmlow fügte die einzelnen Sequenzen aufwändig und gekonnt zu einem Stück zusammen, das es auf zwei Minuten und 38 Sekunden bringt und seit wenigen Tagen auf YouTube aufgerufen werden kann. Die Botschaft: Frohe und besinnliche Weihnachten!
Der neuerliche Lockdown verhindert abermals, dass sich die jungen Musiker zum gemeinsamen Musizieren treffen können. Normalerweise ist die Zeit im Advent eine Hoch-Zeit für das Ensemble und seine Bläser. „Um die zehn Konzerte mussten abgesagt werden“, bedauert Stadtmusikdirektor Reiner Rahmlow.
Auch auf das Neujahrskonzert, das am 10. Januar auf 2021 einstimmen sollte, muss erstmals verzichtet werden. Für Rahmlow und seine Mannschaft ist das ungewohnt wie traurig zugleich. „Seit 1989 leite ich das Orchester und war nun das erste Mal jedes Adventswochenende zu Hause“, gibt sich Rahmlow nachdenklich. Für die Familie sei das zwar schön, aber viel lieber würde der Orchesterchef vor seinen Musikern stehen und den Taktstock heben.
Das einfühlsame Video soll zumindest ein kleiner Ersatz für das JBO-Publikum in dieser schweren Zeit sein. Rahmlow entschied sich für das schöne kirchliche Weihnachtslied „Tausend Sterne sind ein Dom“, weil es Besinnlichkeit in die Stuben trägt.
Acht junge Bläser spielten ihren Part zu Hause vor der Kamera ein, und Rahmlows Sohn André gab dem Puzzle-Stück am Mischpult den nötigen Schliff. Dazu sind auch Bilder vergangener weihnachtlicher Auftritte des beliebten Klangkörpers eingestreut. Das Ganze war laut Stadtmusikdirektor keine einfache Übung.
Das Jugendblasorchester erlebte in diesem Corona-Jahr nur einen einzigen großen Auftritt. Das war im Februar, als auch das Probenlager stattfand. Danach waren die Musiker zumeist zum heimischen Üben verdammt.
Lediglich im Sommer gab es einige kleinere Konzerte, zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen. Den Orchester-Mitgliedern fehle auch das Publikum, gibt Rahmlow zu verstehen. Denn das Brot der Musiker sei nun einmal der Applaus.
Viele Fragen hält auch das neue Jahr bereit. Der Orchesterleiter denkt momentan darüber nach, das traditionell im Februar anstehende Probenlager in den Sommer zu verlegen. Und mit Glück könne vielleicht Anfang April mit dem Osterkonzert der erste Auftritt erfolgen. Hofft er zumindest.
Das Video ist abrufbar über youtu.be/kOkhfUl8HCY oder über die Homepage www.jbo-grimma.de
Frank Prenzel
Leipziger Volkszeitung vom 23.12.2020
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