Unerwartete Geldspritze für das Internationale Musikantentreffen

Jugendblasorchester Grimma erwartet vom 9. bis 11. September 18 Formationen aus fünf Ländern


Grimma. Das Bürgerfest „Alles am Fluss“ hallt noch nach, da richten sich die Blicke schon auf das nächste Großereignis in Grimma. Ein Konzert jagt das nächste, wenn die Stadt vom 9. bis 11. September Gastgeber von rund 500 Musiker und Musikerinnen aus fünf Ländern ist. Alles in allem erwartet das Jugendblasorchester (JBO) Grimma zu seinem 10. Internationalen Musikantentreffen 18 Formationen. Die große Schau ist zugleich der Höhepunkt im Jubiläumsjahr des beliebten Grimmaer Klangkörpers, der vor 50 Jahren aus der Taufe gehoben wurde und zum Festauftakt am 9. September ab 19 Uhr mit einem Galakonzert aufwartet.

Auch wenn Großveranstaltungen wieder möglich sind – über dem Treffen liegt ein Corona-Schatten. Die Pandemie hat nicht wenige Orchester in die Knie gezwungen, andere wollen oder dürfen lange Reisen nicht antreten. Noch bis in den Juli hinein habe er darüber nachgedacht, ob das Fest überhaupt möglich sei, gesteht JBO-Chef und Stadtmusikdirektor Rainer Rahmlow. Nicht nur aufgrund der Mitwirkenden. So sagte in letzter Minute das Jugendblasorchester Rostock ab, weil es doch nicht auftrittsfähig ist. „Es ist ja auch alles teurer geworden“, blickt Rahmlow auf solche Kostenfaktoren wie Festzelt und Caterer. „Das ist eine Kette ohne Ende.“

Nur Musikparade im Grimmaer Stadion kostet Eintritt

Da muss es dem Gastgeber wie ein Sechser im Lotto vorgekommen sein, als vor zwei Wochen ein positiver Bescheid der Sächsischen Aufbaubank ins JBO-Haus flatterte und dem Musikantentreffen dank der Kultur-Liquiditätshilfe in der Corona-Krise ein satter Zuschuss zufließt. Deshalb können nun alle Veranstaltungen im Festzelt bei freiem Eintritt besucht werden, was den Geldbeutel der Musikliebhaber schont. Wer dafür bereits Tickets erworben hat, kann sie zurückgeben. Nur die große Musikparade am 10. September ab 14 Uhr im Stadion der Freundschaft kostet noch Eintritt – zehn Euro für den VIP-Sitzplatz, ansonsten fünf Euro. Karten gibt es beim Orchester im Soziokulturellen Zentrum, in der Touristinformation oder jeden Donnerstag von 9 bis 12 Uhr am Infostand auf dem Markt.

„Das tut dem Fest und der Stadt Grimma gut“, betont Rahmlow angesichts der Geldspritze. „Es geht ja auch um ein Wiedererstarken der Kultur.“ Das Musikantentreffen hat einen Kostenrahmen von rund 100 000 Euro. Wichtige Unterstützer sind die Stadtwerke Grimma, die Sparkasse Muldental sowie Kommune, Landratsamt und Kulturraum. Die Partner sind unerlässlich, zumal dem Jugendblasorchester die Konzerteinnahmen der vergangenen zwei Jahre fehlen.

Nur vier Formationen aus dem Ausland kommen nach Grimma

Zum zehnten Treffen reisen lediglich vier Formationen aus dem Ausland an. Den weitesten Weg hat das brasilianische Orquestra de Teutônia, Rahmlow zufolge „ein absolutes Spitzenorchester“, das am 11. September um 19 Uhr auch das abschließende Showkonzert schmeißen wird. Die 30 feurigen Musikanten landen bereits am 31. August in Deutschland und werden zunächst von Musikfreunden aus Thum aufgenommen. Alte Bekannte sind auch das französische Ensemble La Banda aus Grimmas Partnerstadt Bron und das Jugendblasorchester aus dem ungarischen Solt. Das serbische Omladinski Duvački Orkestar hingegen nimmt erstmals an der großen Musikantensause an der Mulde teil – dank des Kontakts des Grimmaer Serben Ranko Balog.

Das japanische Asahino Brass Orchestra, das vor vier Jahren zu den Publikumslieblingen zählte, darf wegen der Corona-Pandemie nicht auf Reisen gehen, schickt aber möglicherweise ein Video, das im Festzelt auf dem Volkshausplatz gezeigt werden soll. Anfang des Jahres war Chefdirigent Rahmlow auch guter Dinge, das Jugendblasorchester aus dem russischen Sotschi begrüßen zu können. „Noch eine Woche vor dem Krieg hatten wir telefonischen Kontakt und sprachen über Details. Eigentlich ging es nur noch um das Visum“, erzählt Rahmlow. Mit Ausbruch des Krieges brach die Verbindung ab. „Wir bedauern das sehr.“

Klangfarben-Event ist Bestandteil des Musikantentreffens

Die – neben dem gastgebenden Jugendblasorchester – 14 deutschen Teilnehmer sind in vier Bundesländern zu Hause. Einige sächsische Vertreter treten am 11. September von 10 bis 14 Uhr im Festzelt beim „Klangfarben“-Event des Sächsischen Blasmusikverbandes auf, das in diesem Jahr Bestandteil des Musikantentreffens sind. Die Entscheidung des Verbandes „ermöglicht uns in der schwierigen Situation ein volles Programm“, freut sich der Stadtmusikdirektor über die Kooperation.

Als Höhepunkt des Musikantentreffens gilt die große Musikparade im Stadion, bei der sich 15 Formationen unter Rahmlows Stabführung vereinen. „Die Noten habe ich schon Anfang des Jahres verschickt“, erzählt der 63-Jährige. Der Gleichklang von Torgauer Marsch oder Steigermarsch muss auf dem Rasen auf Anhieb klappen. Der Zeitplan erlaubt keine gemeinsame Probe. Auch die drei Schalmaienkapellen aus Langenreichenbach, Großpösna und Plauen werden im Stadion gemeinsam Lieder anstimmen.

Von Frank Prenzel

Leipziger Volkszeitung  vom 19 August 2022

Bild: An seinem Arbeitsplatz, dem Pult im Saal, zeigt Grimmas Stadtmusikdirektor und Jugendblasorchester-Chef Reiner Rahmlow den Flyer fürs 10. Internationale Musikantentreffen, das vom 9. bis 11. September in Grimma über die Bühne geht.

Foto: Frank Prenzel