1972: Junge Bläser bilden Orchester

Vorgeschichte des Grimmaer JBO reicht bis 1967


Grimma. Aus einem Fanfarenzug heraus wurde im September 1972 das Jugendblasorchester Grimma gegründet. Der 45. Geburtstag ist für die Musiker Anlass, am 9. September im Soziokulturellen Zentrum in großer Besetzung ein Konzert mit einem Querschnitt durch das 200 Titel umfassende Repertoire des gefragten Klangkörpers geboten.

Die Wurzeln des Jugendblasorchesters (JBO) Grimma reichen bis 1952 zurück. Damals wurde an der Mulde der Fanfarenzug der 1. Grundschule ins Leben gerufen. 1967 entstand durch Fusionen der Kreisfanfarenzug Grimma. Als für das neu gegründete Bezirks-Musikkorps der FDJ Leipzig (BMK) ein Blasorchester gesucht wurde, entschied man, den qualitativ guten Fanfarenzug in ein Jugendblasorchester umzuwandeln. So schlug im September 1972 die Geburtsstunde des JBO Grimma. Erster Leiter war für kurze Zeit der langjährige Fanfarenzug-Chef Karl-Heinz Friedrich, ihm folgte Fritz Schlager. 1975 gab es den ersten Fernsehauftritt, 1978 die erste Auslandsreise (in die CSSR).

Als Schlager im Mai 1989 starb, übernahm Reiner Rahmlow den Klangkörper. Da hatte sich das JBO längst mit dem BMK überworfen. „Es gab politische Differenzen, Mitte der 1980er-Jahre verließ das Jugendblasorchester das Korps“, erläutert Rahmlow. 1989, als auch die kommunale Förderung ausblieb, stand das Orchester auf eigenen Beinen und überstand die unruhige Wendezeit. Noch bis 1994 agierte Rahmlow ehrenamtlich und ist seitdem beim 1990 gegründeten JBO-Trägerverein angestellt. Ebenfalls 1994 wurde die Orchesterschule JBO Grimma gegründet.

Im Jahr der Deutschen Einheit waren die Musiker aus Grimma erstmals in den alten Bundesländern zu Gast, in Dortmund und Frankfurt/Main. Ab 1991 folgten Auslandsreisen, so nach Spanien, Frankreich und Österreich. Das erste Musikantentreffen in Grimma ging 1992 zum 20. Geburtstag des JBO über die Bühne. Von mehreren Übersee-Reisen erzählt die Chronik: Kanada (1994 und 2010), Brasilien (1996 und 2006), Japan (1998), Südafrika (2001). Orchesterchef Rahmlow erinnert sich noch lebhaft an den Auftritt in einem brasilianischen Supermarkt. Die Grimmaer waren als das Jugendsinfonieorchester Deutschlands angekündigt. Etwa 700 Leute in Abendgarderobe warfen nach dem ersten Takt „Rock around the clock“ Krawatte und Binder weg und jubelten zwei Stunden lang. Die Flut 2002 hinterließ beim JBO einen Schaden von rund 200 000 Euro. Durch Spenden aus ganz Deutschland konnten Instrumente und Inventar wieder angeschafft werden. 2006 zog der Klangkörper aus dem ehemaligen Casino ins Soziokulturelle Zentrum.

Das eindrucksvollste Konzert im heimischen Grimma erlebten die jungen Musiker 2008 zum Tag der Sachsen: 3000 Menschen stürmten das Festzelt. Und im Dezember 2016 standen die Grimmaer mit Helene Fischer und Boney M. in der Leipziger Arena auf der Weihnachtsgala-Bühne des Reiseunternehmens Polster & Pohl. Das JBO blickt auf mehrere Radio- und Fernsehauftritte, und es ist vierfacher Meister des Landes- Musik- und Spielleutesportverbandes Sachsen.
Von Frank Prenzel

Leipziger Volkszeitung vom 28.08.2017

Jubiläumskonzert 45 Jahre JBO Grimma
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