15 Orchester aus fünf Ländern zu Gast in Grimma

Jugendblasensemble plant Großveranstaltung im September / Gastfamilien gesucht


Grimma. Es sind ungewisse Zeiten für Veranstalter. Das Jugendblasorchester (JBO) Grimma nimmt dennoch klaren Kurs auf das 10. Internationale Musikantentreffen an der Mulde. Es soll vom 9. bis 11. September der unangefochtene Höhepunkt zum 50. Geburtstag des 1972 gegründeten Klangkörpers werden. „Mit Stand jetzt haben wir eine Größenordnung, die sich sehen lassen kann und ein tolles Fest verspricht“, sagt Grimmas Stadtmusikdirektor und JBO-Leiter Reiner Rahmlow.

Brasilianer müssen Teilnahme absagen

Aktuell haben 15 Orchester aus fünf Ländern zugesagt. Und dabei muss es nicht bleiben. Der 62-jährige Chefdirigent möchte den Angeschriebenen noch Zeit geben und erst im April/Mai die Liste schließen. „Uns kann nur noch Corona einen Strich durch die Rechnung machen.“

Dennoch zeigt das Virus schon bei der Vorbereitung seine Wirkung. Der Publikumsliebling vom 9. Musikantentreffen vor vier Jahren, die Winterschneise Blaskapelle aus dem brasilianischen Bom Principio, wird nicht nach Grimma kommen. „Wegen der Pandemie in den zwei letzten Jahren hat unser Orchester kein Geld mehr in der Kasse“, schreibt Manager Jacinto Klein in einer Nachricht an Reiner Rahmlow. Hinzu käme die Finanzkrise Brasiliens, lässt er anklingen, dass aus einem Fördertopf des Staates kaum etwas zu erwarten ist.

Das JBO Grimma pflegt Kontakte zu Orchestern und Musikschulen in 20 Ländern, die wegen der Planungsfrage zum Teil schon im Sommer 2021 angeschrieben wurden. Rahmlow befürchtet jedoch, dass die Corona-Krise so manchen Klangkörper in finanzielle und existenzielle Nöte gebracht hat. Der Rücklauf der 120 verschickten Einladungen zum 10. Musikantentreffen deutet darauf hin.

Dennoch werden sich in Grimma im September wieder Hunderte Menschen vereinen, um völkerverbindend zu musizieren. Darunter befinden sich altbekannte Kapellen wie Banda Bron aus Grimmas französischer Partnerstadt und das Jugenblasorchester aus dem ungarischen Solt. Auch wenn Bom Principio fehlt – die brasilianischen Farben wird das Blasorchester Teutonia hoch halten. „Das sind Berufsmusiker, ein absolutes Spitzenorchester“, freut sich Rahmlow auf ein Wiedersehen. Denn die feurigen Südamerikaner waren in den Anfangsjahren der Musikantentreffen bereits zweimal zu Gast an der Mulde. Auch eine Reihe deutscher Klangkörper hat fest zugesagt, darunter das Jugendblasorchester Rostock und das Blasorchester aus Waldböckelheim.

Verbindungen nach Russland und Japan

Rahmlow hofft, dass weitere ausländische Ensembles den Weg im Spätsommer nach Grimma finden. Er stehe in Verhandlung mit einer serbischen Big Band, „auch mit einem Orchester aus Österreich könnte es klappen“. Kontakt sucht der JBO-Chef zu einem Klangkörper aus dem russischen Sotschi. Wegen der politischen Dimension gestalte sich das aber „sehr schwierig“. Zum Musikantentreffen im Jahr 2018 nahm das japanische Asahino Brass Orchester den weiten Weg auf sich. Statt dessen versucht Rahmlow nun das Blasorchester der Universität von Tokio zu überreden. „Die Japaner sind wegen der Pandemie aber ganz vorsichtig“, glaubt der 62-Jährige nicht so recht an einen Erfolg seiner Bemühungen.

Zumindest möchte der Stadtdirektor bald Klarheit haben, wer im September in Grimma die Instrumente auspackt. Im Stadion der Freundschaft sollen sich wieder alle Klangkörper unter Rahmlows Stabführung zu einem riesigen Orchester vereinen. Dazu wird er Noten verschicken – und das geht schlecht auf den letzten Drücker.

Bei der Organisation des Musikantentreffens ziehen Orchestermitglieder, Vorstand, Orchesterrat und Förderverein an einem Strang, wobei naturgemäß der Löwenanteil der Arbeit bei Rahmlow und seiner Verwaltungsleiterin Simone Joppig liegt. Rund 100 000 Euro müssen zusammen getragen werden, um die Großveranstaltung nebst Unterkunft und Verpflegung zu stemmen. Die Sparkasse Muldental und die Stadtwerke Grimma stehen als Hauptsponsoren zur Seite. Natürlich unterstützen auch die Stadt Grimma, der Landkreis und der Kulturraum das Treffen.

Übrigens sucht das JBO private Unterkünfte für ausländische Gäste, insbesondere für Weitgereiste. Wer sich einbringen möchte, kann sich an die Geschäftsstelle wenden (Tel. 03437 917025).
Frank Prenzel

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Leipziger Volkszeitung vom 10.02.2022

Bild:

Jugendblasorchester-Chef Reiner Rahmlow.
Foto: Frank Prenzel