Festzelt: Stadtmusikdirektor sieht zum Volkshausplatz keine Alternative
Baustelle für Hochwasserschutz blockiert Areal in Grimma / Zeitgleich findet Crossover-Festival statt
Grimma. Es ist eine Frage, die Grimmas Stadtmusikdirektor Reiner Rahmlow unruhig schlafen lässt: Ist bis zum Musikantentreffen der Volkshausplatz frei, um das 80 mal 20 Meter große Festzelt aufnehmen zu können? Zur jetzigen Besprechung im Stadthaus wurden seine Nerven zumindest beruhigt. Bis zum 24. August, hieß es da, werde der Platz größtenteils beräumt sein. Der 24. August ist der Tag der Generalprobe für das Galakonzert, das eine Woche später im Festzelt das mittlerweile 9. Internationale Musikantentreffen in der Muldestadt einläuten wird. Ein quirliges Treffen mit 22 Top-Formationen aus neun Ländern, bei dem das Jugendblasorchester (JBO) Grimma als weltoffener Gastgeber auftritt.
Rahmlow erinnert sich noch gut an das Festzelt-Problem beim achten Treffen. Wegen des Baus der Hochwasserschutzmauer musste es 2014 auf den Muldewiesen der anderen Brückenseite errichtet werden. Der Standort „war nicht gut“, hat der JBO-Chefdirigent erleben müssen. „Für die Grimmaer ist das nicht mehr Zentrum.“ Und das habe er an den Besucherzahlen gespürt. Die Flutmauer-Baustelle ist aber in diesem Jahr noch immer ein Thema. Der Volkshausplatz dient den Bauleuten unter anderem als Zwischenlager, Schritte entfernt wird am gigantischen Schöpfwerk für den Thostgrundbach gebaut. Aber auch Projektleiter Thomas Zechendorf von der Landestalsperrenverwaltung hat eine Lösung in Aussicht gestellt.
Standort-Alternativen zum Volkshausplatz sieht Rahmlow für das Festzelt nicht. Die Muldewiese käme in diesem Jahr schon deshalb nicht in Frage, weil zur selben Zeit im Dorf der Jugend das Crossover-Festival über die Bühne geht. Das wäre für die zwei lautstarken Veranstaltungen denn doch zu nah beieinander, wobei Volkshausplatz und Alte Spitzenfabrik auch nur um die 300 Meter auseinander liegen. Einen Konflikt zum parallel stattfindenden Rock-Event sieht der Stadtmusikdirektor aber nicht. Im Vorfeld habe er sich mit Sozialarbeiter Tobias Burdukat verständigt, die Terminüberschneidung sei kein Problem. „Wir sprechen Familien an, das Dorf der Jugend hat eine ganz andere Zielgruppe“, sagt Rahmlow.
Der Stadtmusikdirektor muss sich in diesen Tagen um zig Details kümmern. Da werden noch Zimmer und Quartiereltern gesucht. Da steht ein Termin mit den Security-Leuten an. Da sind Fragen zu Wasser- und Betriebskosten zu klären oder Genehmigungen einzuholen… Eines aber ist klar: Alle Signale stehen auf grün, um vom 31. August bis zum 2. September ein guter Gastgeber für 700 Musiker aus der halben Welt zu sein.
Seit einem Monat läuft der Kartenverkauf, Interessenten können sich seit kurzem auch zum donnerstäglichen Markttag am Fuße des Rathauses beraten lassen und die passenden Tickets erwerben. Hier wartet Rahmlows Truppe jeweils von 8.30 bis 12 Uhr mit einem Infostand auf. Bändchen gibt es auch in der Stadtinformation am Markt und beim JBO in der Colditzer Straße. „Beliebt sind die Festivalbändchen fürs gesamte Wochenende“, weiß der Stadtmusikdirektor zu berichten. Für nur 20 Euro kann so jedes Konzert – einschließlich der Musikschau am 1. September im Stadion der Freundschaft – besucht werden. Es gibt aber auch Tageskarten. Für Kinder bis ein Meter ist der Eintritt übrigens frei. Eine ein Meter hohe Tuba am Einlass dient als origineller Messpunkt.
Mittlerweile liegt auch das Programmheft vor und in zahlreichen Geschäften der Stadt aus. 10 000 Stück sind über die Presse gegangen, zudem rund 1000 Plakate verschiedener Größe, die das Großereignis ankündigen. Das hat einen Finanzerahmen von reichlich 100 000 Euro, berichtet der Stadtmusikdirektor und freut sich, dass Sparkasse und Stadtwerke als Hauptsponsoren im Boot sind.
Allein das große Festzelt verschlingt etwa 25 000 Euro. Für die mehrtägige Verpflegung der Musikanten rechnet Rahmlow mit rund 20 000 Euro, um die zwei größten Posten zu benennen. „Es kommt schon allerhand zusammen“, weiß er.
Gäste aus Japan und Brasilien
Während die inländischen und europäischen Musiker in der Regel das verlängerte Wochenende in Grimma bleiben, nutzen die Gäste aus Übersee die Chance für einen längeren Aufenthalt. „Sie bleiben meist eine knappe Woche“, informiert Stadtmusikdirektor Reiner Rahmlow. Zum Musikantentreffen vom 31. August bis 2. September erwartet der Cheforganisator wieder vier Formationen aus Brasilien und Japan, denen das Jugendblasorchester als Gastgeber ein besonderes Programm bietet.
Die japanischen Gäste unternehmen die zwei Tage vor dem Musikantentreffen Ausflüge nach Moritzburg und Dresden. Die Reize der Landeshauptstadt werden dabei auch bei einer Elbe-Schifffahrt erkundet. Das JBO bucht für die Ausflüge sogar einen japanisch sprechenden Reiseleiter. Einen „Grimma-Tag“ gibt es am 31. August für die Musiker aus Brasilien und Litauen. Sie schippern auf der Mulde nach Höfgen und schauen sich dort auch die Wassermühle an. Aus Brasilien reist ein Politiker mit an: Davi Dessotti, Bürgermeister von Bom Principio. Und aus der französischen Partnerstadt Bron hat sich neben den Musikern auch eine kleine Delegation angekündigt.
Frank Prenzel
Leipziger Volkszeitung vom 23.07.2018
Für das 9. Musikantentreffen in Grimma wird kräftig die Werbetrommel geschlagen. 22 Top-Formationen aus neun Ländern treffen sich an der Mulde und werden Musik machen.
Foto: JBO