Ein Quell fürs Jugendblasorchester

Im Soziokulturellen Zentrum wird die neue Musikförderklasse der Oberschule Grimma berufen


Grimma. 22 Fünftklässler, sieben verschiedene Instrumente – am Montag wurde im Saal des Soziokulturellen Zentrums die neue Musikförderklasse der Oberschule Grimma berufen. Jene kleinen Musikanten, die viel Talent und Fleiß mitbringen, können eines Tages sogar die Reihen des Jugendblasorchesters (JBO) Grimma stärken. Zunächst aber lernen alle 22 Kinder in den nächsten zwei Jahren, ein Instrument zu spielen.

Seit 2006 bildet die Oberschule am Wallgraben im Rahmen der Ganztagsangebote Jahr für Jahr unter den Neuankömmlingen eine neue Musikförderklasse und kooperiert dabei mit der JBO-Orchesterschule. Auch dieses Mal gab es dort im Mai einen Schnuppertag, bei dem die für die Förderklasse angemeldeten Kinder jedes der sieben angebotenen Instrumente ausprobieren konnten. Letztlich sollten sie ihre drei Lieblingsinstrumente benennen – und zur feierlichen Aufnahmestunde am Montag wurde im Beisein der Eltern und Lehrer das Geheimnis gelüftet, wer in Tenorhorn oder Trompete bläst, wer Schlagzeug spielt, wer auf Bass- oder E-Gitarre die Saiten anschlägt und wer auf Klavier oder Keyboard die Tasten drückt. Allesamt Instrumente, die im Jugendblasorchester vertreten sind.

Fördermittel des Freistaates für Ganztagsangebote und ein Eigenanteil der Stadt Grimma ermöglichen das Angebot für die Mädchen und Jungen. Die Musikförderung umfasst das fünfte und sechste Schuljahr, in denen die Kinder in zwei zusätzlichen Unterrichtsstunden pro Woche ihr Instrument erlernen und auch gemeinsam musizieren. Neben der Oberschule arbeitet die Orchesterschule mit dem Grimmaer Gymnasium „St. Augustin“ zusammen, an dem allerdings in diesem Schuljahr wegen zu geringer Nachfrage keine Musikförderklasse gebildet wurde.

An der Wallgraben-Oberschule indes ist der Wunsch von Eltern, ihr Kind an ein Instrument heran zu führen, ungebrochen. „Bislang mussten wir sogar immer einige Schüler abweisen“, erläutert Schulleiter Steffen Kretzschmar und spricht von einem Alleinstellungsmerkmal. Mehr als 24 Schüler sollte seinen Worten zufolge die Musikförderklasse nicht haben, da die Instrumente in Gruppen von zwei bis vier Kindern erlernt werden. Auch die Grimmaerin Mandy Teichmann ist von dem Konzept überzeugt. Ihre Tochter Lena hat schon in der Grundschule drei Jahre lang Trompete gespielt, nun wird sie sich eine Bassgitarre umhängen. „Musik ist eine gute Freizeitbeschäftigung“, betont die Mutter und schätzt den kostenlos angebotenen Instrumentalunterricht ebenso wie die musikalische Förderung.

Etwa ein Drittel der geförderten Schüler hänge nach den zwei Jahren das Instrument nicht an den Nagel, sondern lerne in der Orchesterschule weiter, sagt JBO-Chef Reiner Rahmlow. Derzeit stünden rund 15 Musiker im Jugendblasorchester, „die aus den Musikförderklassen kommen“, verweist er auf den Erfolg des Modells. „Als Nachwuchsquelle für unser Orchester hat das eine richtige Größe.“ Auch Schulleiter Kretschmar spricht von positiven Erfahrungen. Die Klassen würden sich durch Zusammenhalt und gute Leistungen auszeichnen.

Grimma könne stolz sein, was es im Bereich der Schulen vorzuweisen habe, bemerkte Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos) zur Feierstunde, bei der die Sechstklässler eine Kostprobe ihres Können gaben. Mit den Musikförderklassen habe man 2006 „einfach angefangen und es hat sich bewährt“. Zugleich ließ Berger an der sächsischen Schulpolitik kein gutes Haar. Nicht zu wissen, wie viele Lehrer man in drei bis vier Jahren brauche und Unterrichtsausfall hinzunehmen, sei ein Skandal.
Frank Prenzel

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Leipziger Volkszeitung vom 21.08.2018

Die 13. Musikförderklasse der Wallgraben-Oberschule Grimma wurde jetzt berufen – hier die Keyboard-Gruppe. 22 Kinder erlernen je eines von sieben Instrumenten.
Foto: Thomas Kube